Geschichte der Kiesbahn
Die ersten nachweisbaren Einsätze dieser 800 mm-spurigen Feldbahn gehen auf das Jahr 1856 zurück. Sie war beim Bau des heutigen Karl-Heine-Kanals eingesetzt. Die für den Transport beschafften hölzernen Loren, welche von Pferden gezogen wurden, bewältigten die Umsetzung der Erdmassen. Als die Kanalbaustelle 1888 auf die mächtigen Kiesschichten der Schönauer Flur stieß, war ihr weiteres Wachsen und Werden dann stets mit dem Kiesabbau verbunden. Fortan übernahm sie sämtliche Transportaufgaben zwischen den Kiesgruben und dem 1891 errichteten Mörtelwerk. Bereits 1896 lösten E-Loks die Pferde als Zugmittel für die Loren ab. 1902 wurde das Kanalprojekt eingestellt und die Kiesgruben weiteten sich von der Kanaltrasse in alle Richtungen aus. Die ab 1906 beschafften Eimerkettenbagger ließen das Transportvolumen der Kiesbahn weiter anwachsen. Neue E-Loks, ab 1905 auch Dampfloks wurden beschafft. Nach der Zwangsenteignung der Kiesgruben für den Hafenbau im Jahre 1938 wurden neue Gruben am Schönauer Park erschlossen und die Bahn musste größtenteils neu trassiert werden. Besonders aber nach dem 2. Weltkrieg musste die Bahn ihre Leistungsfähigkeit beweisen. Das stark zerstörte Leipzig benötigte dringend die hier geförderten Baustoffe für den Wiederaufbau. Mit vier betriebenen Gruben, 12 km Streckennetz und bis zu 35 Lokomotiven und 700 Kipploren auf zwei Spurweiten (600 & 800 mm) im Jahr 1960 erreichte die Lindenauer Kiesbahn ihre größte Ausdehnung.
Durch die Erschöpfung der Gruben und dem Technologiewandel im Bauwesen (Plattenbau) begann ab 1965 der Rückgang. So wurde 1965 der Dampflokbetrieb, 1967 der E-Lok-Betrieb und auch das bis dahin transportbestimmende Mörtelwerk eingestellt. Mit nur noch drei Dieselloks, die zwischen der Rückmarsdorfer Grube und der Siebanlage am Hafen pendelten, lief die Bahn bis zur Stilllegung im Mai 1991.
Im gleichen Jahr wurde der Entschluss gefasst, Teile der Bahn zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen. Aufgrund des positiven Entgegenkommens des letzten Betreibers, der Günter Papenburg GmbH sowie der Denkmalbehörden konnte im Februar 1992 das leider nur noch 1 km lange Streckenstück sowie der Lokschuppen mit einigen Nebengelassen vor dem Abriss bewahrt werden.
Sofort wurde mit dem Wiederaufbau des nunmehrigen Endbahnhofes „Schönauer Lachen“ begonnen und die Strecke auf 1,5 km ausgebaut. Auf umgebauten Lorengestellen konnte erstmals im September 1992 ein bescheidener Personenverkehr stattfinden. Die Sammlung vergrößerte sich ständig. Mittlerweile kann man wieder Lokomotiven von 10 – 200 PS Leistung, Wagen und Loren ab dem Baujahr 1880, Straßennutzfahrzeuge, Baumaschinen und einen Eimerkettenbagger im Betrieb erleben.
Jahr | Strecken- länge km |
Lokbestand | Betreiber | ||
---|---|---|---|---|---|
E-Loks | Dampf | Diesel | |||
1896 | 0,4 | 2 | - | - | Leipziger Westend Baugesellschaft |
1925 | 2,5 | 6 | 2 | - | Leipziger Westend Baugesellschaft |
1938 | 4,0 | 6 | 6 | 2 | Leipziger Westend Baugesellschaft |
1946 | 7,0 | 6 | 8 | 4 | Städtisches Aufbauamt |
1960 | 12,0 | 6 | 13 | 10 | Kies- und Mörtelwerk Leipzig |
1967 | 9,0 | 5 | - | 3 | Kies- und Mörtelwerk Leipzig |
1980 | 3,5 | - | - | 3 | Ingenieurbau Leipzig |
1990 | 3,5 | - | - | 4 | Papenburg |
1993 | 1,5 | 1* | 1 | 4 | Museumsfeldbahn |
1998 | 1,5 | 1* | 1 | 9 | Museumsfeldbahn |
2006 | 1,5 | 1* | 1 | 15 | Museumsfeldbahn |
2009 | 1,5 | 2* | 1 | 17 | Museumsfeldbahn |
aktuell | 1,5 | 1* | 1 | 17 | Museumsfeldbahn |
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